Erster Tag direkt nach der Ankunft: Ich fühle mich verfolgt
vom Essen in Melbourne. An jeder verdammten Straßenecke duftet es einfach nur
himmlisch. Köstliche Schwaden von gebratenem Grillgut wabern mir aus kleinen
Take-aways entgegen. Bäckereien verführen mit dem Duft von frisch gebackenen Muffins,
Vanilla-Slices und Banana Bread, grundsätzlich natürlich homemade, organic und
ganz ganz sicher auch so kalorienschwer, dass ich die South Bank dreizehn Mal
rauf und runter laufen muss, um das abzutrainieren, was ich mir mit einem
einzigen „Original Devonshire Tea“ aus einer der zahlreichen Brasserien auf die
Hüften packe. Finest English Tea, wholewheat scones, locally produced cream and
spring strawberry jam. Gleich daneben ein Stand, der frische Früchte zu Saft
presst. Es ist warm. Man soll viel trinken, wenn es so warm ist. Hach! Delicious!
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Die Laneways - herrliche Schlemmermeile in Melbourne |
In den sog. Laneways, ähnlich unseren Altstadtgassen, nur enger und noch voller, wird es noch
besser. Winzige Restaurants mit nur einem Tischchen locken mit clever
platzierten Speisekarten. Menschen beim Lunchen sind nicht zu übersehen. Sie
dippen frische Ciabatta in köstlich aussehende Saucen, spießen glänzende
schwarze Oliven mit Gabeln auf und nippen dazu an fruchtigem Weißwein.
Jugendliche tragen riesige Pizzaschachteln durch die Straßen
und ziehen eine Knoblauchwolke hinter sich her und die Möwen am Yarra River beäugen gierig
Menschen in der Mittagspause mit ihren Fish & Chips auf dem Schoß.
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Lemon Lime Bitter - das zischt! |
Alles in allem kann man in Australien hervorragend essen.
Die Küche ist so kunterbunt wie die Bevölkerung. Die Aussies sind Gourmants. Die
Qualität überzeugt, Frische sowieso und auch die Zubereitung von typisch australischen
Gerichten ist oft erstaunlich schmackhaft und auf den Punkt gewürzt. Leider hat
gutes Essen in Australien seinen Preis.
Das Grundnahrungsmittel Wein beispielsweise kostet
durchschnittlich 8 AUD das Glas, ein Latte - ebenfalls Grundnahrungsmittel -
mit whole fat oder skimmed milk beläuft sich auf rund 4,50 AUD. Kaffee ist hier mittlerweile zum Kultobjekt geworden. Es gibt den sog. Babyccino sogar für Babies als aufgeschäumte Milch. So zieht man sich seine spätere Klientel heran. Eine Kugel Eis ist für ebenfalls 4,50 AUD zu haben. Genau, eine einzige! Spaghetti mit Garnelen gibt’s für ca. 20
AUD, die mit fangfrischen Venusmuscheln für 27 AUD, ein Kängurufilet ab 32 AUD, wobei die Australier das ja nicht essen. Mir hat's gemundet.
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Victoria Market/Melbourne |
Preiswerter kann man sich auf dem Markt eindecken,
Kartoffeln gibt’s für nur 1,50 AUD, ein Kilo Äpfel 2 AUD, weil nämlich im Winter Saison ist, Kirschen für 8 AUD im
Sonderangebot direkt vom Straßenrand. Und dabei lernt man: X-Mas time is cherry time. Passt ja auch farblich hervorragend.
Eine Flasche Orangensaft kostet zwischen 5 und 8 AUD, eine
Flasche Mineralwasser um die 3 AUD, gibt es aber auch für 75 cent, alles in
allem ist Essen und Essengehen für den europäischen Geldbeutel ein teures Vergnügen. Sehr willkommen waren da diverse Bed & Breakfast-Arrangements, bei denen man einen Frühstückskorb, den sog. Breakfast-Hamper dezent morgens vor die Tür gestellt bekam und damit gleich für den Mittag mit versorgt war.
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Breakfast in Australia |
Trotz der vergleichsweise hohen Lebensmittelpreise habe ich jetzt nicht unbedingt gedarbt, denn wo kann man schon fangfrische Austern oder Schnapper
essen, mitten im deutschen Winter das Müsli mit Melone und Erdbeeren aufpeppen
und in Käsereien und Vineyards direkt beim Hersteller Frisches und Gelagertes und Hochprozentiges und Leckeres und Gehaltvolles verkosten und sich für
das nächste Picknick am Strand eindecken.
Apropos Vineyards bzw. Winerys, Weingüter gibt es in Hülle
und Fülle, ein bisschen von der Küste entfernt, oft kombiniert mit Unterkünften
und Restaurants. Man kann Degustationen buchen oder auch einen Tag im Weinberg.
Neben vortrefflichen Rebensäften gibt es erstklassige geistreiche Tröpfchen.
Und den Wagen lässt man dann besser stehen... womit wir beim nächsten Thema sind.
Fortsetzung folgt
Text und Fotos: ©Andrea Steffen