Dennis und die Feinstaubbelastung
Alles fing
mit der einfachen Frage an: „Hamwereigentlich noch Fliesen fürs Erdgeschoss?“
Die Antwort war klar und deutlich: „Jo!“ Das wiederum war der Auslöser dafür,
dass ich mittels Lesebrille und Fingernagelprobe die Fliesen in unserem
Erdgeschoss dahingehend untersuchte, ob der Fleck denn ein Dreckfleck oder ein
Defektfleck war. Am Ende dieser maximal professionellen Analyse prankten locker
mal 15 Post-Ists auf allen Fliesen mit Sprüngen, Rissen, Kitschen, Titschen und
Splitterschäden. Dazu kam eine ebenfalls gesprungene Wandfliese im Badezimmer.
Der Fliesenleger
unseres Vertrauens ließ einen fachmännischen Blick über die Chose gleiten. „Kann
man machen“, war sein Urteil. Und in dem Moment denke ich noch, dass solche Sätze
normalerweise in „… muss man aber nicht“ enden. Um es kurz zu machen: Eine
Woche später schleppten drei Fliesenfachleute ihr ganzes Zeugs in unsere Bude.
Der Chef vons Janze versicherte: „Wenn Du heute Nachmittag nach Hause kommt,
Mädel, dann ist das hier gewuppt.“
Ich habe
Erfahrung mit Handwerkern und ich bin leichtgläubig. Dass beides überhaupt
nicht zusammengeht, stellt sich dann am Nachmittag raus, als ich die Haustür
aufschloss. Ich kletterte über allerhand Fliesenschneidzeugs,
Fliesenspachtelmasse, Fliesenfräszeugs, Fliesenspachtelbottiche und schaute auf
zwei Männerhintern, der dritte war wohl untergetaucht. Einer der Hintern drehte
sich um: „Im Badtt war Probbblem, wir deshalb noch unten.“ Sprachs und ließ seine
Fräsmaschine mit einem hellen Kreischen in die nächste Fuge preschen.
Äh ja. Ich
hob den Blick und in diesem Moment bekam das Wort "Feinstaubbelastung" eine nie erfahrene und höchst konkrete Bedeutung für mich. Ach Du heilige Scheiße! Ich staubte die Treppe hinauf ins Badezimmer.
Das sah natürlich genauso aus. Und wo waren bitte die Kater? Einer hatte mich
vernommen und kam laut miauend und mit schreckgeweiteten Pupillen auf mich zu.
Als ich ihm beruhigend übers Fell strich … feiner grauer Staub. Dat arme Dier! Ich bugsierte
ihn ins Schlafzimmer, kraulte ihm den Staub aus dem Fell, sprach beruhigend auf
ihn ein. Irgendwann sprang er aufs Bett - okay ausnahmsweise - und nestelte sich in
die Bademäntel, die dort lagen.
Auch der
andere Kater hatte meine Anwesenheit mitgekommen und kroch mit einer
Spinnwebenhaube auf dem Däz die Treppe vollkommend verängstigt auf mich zu. Den pressiert's,
wenn er sich zeigt, wusste ich und beförderte ihn nach draußen – am kältesten
Tag des Winters bisher. Oh Mann! Für den besorgten Tierfreund: Ich machte das
wieder gut am nächsten Tag mit gebratenen Hühnerherzen J.
In dem
Moment erhob sich einer der Männerhintern und verkündete: „Fliesen in Batt
schon trocken, putzen in Batt mögglich.“ „Okay, und wann hört Ihr auf zu
fräsen?“ „Ach kleine Weile, Du bisschen warten.“ Ja gutt, ich warrrten und schon
mal oben bisschen putzen.
Also den
Staubsauger geschnappt und erstmal soweit ‚mögglich‘ alles absaugen. Und jetzt
kommt’s! Der Mensch ist ja nun mal ein Gewohnheitstier. Wenn ich das Bad
säubere, dann auch immer den Spalt, der sich öffnet wenn man den Drücker für
die Toilette betätigt. So auch dieses Mal. Nur … dass das Klosett abmontiert
noch vor der Dusche lag.
Bis zu
diesem Augenblick wusste ich nicht, wie viel Wasser mit einem Strahl aus dem
Rohr schießt, wenn man abzieht. Und so standen ich, der Staubsauber, meine
neuen Glitzer-Doc-Martens und das komplette ‚Batt‘ mal eben kurz im Wasser. Äh!
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Anschließender Trocknungsvorgang |
Die Schrecksekunde dauerte drei Herzschläge lang und dann nichts wie Tempo.
Staubsauger auf den Flur geschmissen, mit dem Bettlaken (vorsorglich in der
Badewanne platziert) Minidamm Richtung Flur gebaut und dann aufwischen was das
Zeug hält. Was soll ich sagen, nach einer halben Stunde war das Bad blank. Schuhe und
Jeans trockneten von alleine. Und der Staubsauger tat auch noch seinen Dienst,
so dass ich wenigstens Treppen und Treppengeländer in Angriff nehmen konnte.
Mittlerweile
waren die Fräsen verstummt. Welche wunderbare Stille. Ich traute mich ins
Erdgeschoss. Hier empfing mich einer der Fliesenleger in Unterhose. Schwarz mit
rosa Herzchen. Knapp bemessen. Pause. Atmen. Noch mal bisschen gucken. Weggucken.
Ich wollte
gerade auf dem Absatz kehrt machen, da ließ der andere Fliesenprofi verlauten: „Nix
schlimm. Dennis immer wechselt Hosse, wenn Ende mit Fräsen.“ Ach so, das ändert
natürlich alles.
Die
restlichen Arbeiten zogen sich, ich nahm noch einen Termin außer Haus wahr und
als ich wiederkam, waren alle defekten Fliesen ausgetauscht, jegliches Gerät
entsorgt, der Boden ordentlich gesaugt und binnen einer Stunde in trauter
Gemeinschaft mit dem Gatten das Haus wieder in einen bewohnbaren Zustand
versetzt.
Apropos, die
nächsten Renovierungsarbeiten sind für Ende März geplant. Und da frage ich
vorher, ob die Handwerker gerne ihre Wäsche wechseln wollen. Ich hätte da noch
so einen Handtuchumhang meiner Schwiegermutter, wie man ihn manchmal immer noch
am Strand sieht. Man will ja vorbereitet sein.
PS: Übrigens
haben die Handwerker mal wieder Top-Arbeit geleistet und wer eine Empfehlung für
einen Fliesenleger am Niederrhein braucht, kann sich gerne melden.
Labels: Leben eben