Es gibt
Ausnahmen, die die Regel sind. Zum Beispiel dann, wenn abends die Tagesthemen
vorbei sind, der ein oder andere Schnarcher von der Couch schon zu vernehmen
ist, die Rollläden runtergelassen werden, wir das Licht im Erdgeschoss löschen.
Dann entspinnt sich folgender Dialog: „Hast Du die Katzen gesehen, die waren
doch gerade noch hier?“ „Nö.“ „Sind die draußen?“ „Kann sein.“ „Oder irgendwo
im Haus?“ „Ja, kann auch sein.“ „Dann mach‘ mal die Tür zu, die schleichen sich
sonst wieder ins Bett.“
Mitten in der
Nacht wache ich auf. In meiner Kniekehle schnurrt was herum und vibriert. Arthrose
ist das definitiv nicht. Mein Bauch fühlt sich wärmer an als sonst. Heimelig,
irgendwie. Nett! Meine Hand ertastet weiches Fell.
FELL!!! PELZ!!! TIERHAARE!
– Um genau zu
sein: Samtigweiche, kuschelig zarte, oft nach Wiesengras duftende Tierhaare –
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Es gibt nichts Weicheres als Katzenfell |
Jetzt wäre der
Zeitpunkt gekommen, wie die gesenkte Sau aus dem Bett zu springen, ein irres
Donnerwetter vom Zaun zu brechen und die verflixten Fellbündel aus dem Bett zu
schmeißen. Stattdessen denke ich „Och nö“ und „Bin müde.“ Und dann dämmere ich
wieder weg und gleite in meine Träume. Zum Beispiel, dass ….
…die Rollläden
runtergehen, die Lichter gelöscht werden und sich zwei Kater, die sich sonst
wie die Blöden die Köppe einhauen, dass die Fellfetzten fliegen, in trauter
Zweisamkeit die Treppe hinaufschleichen, sich verschwörerische Blicke dabei
zuwerfen und dann lautlos im Schlafzimmer unterm Bett verschwinden. Vier Ohren
werden gespitzt. „Achtung, sie kommen! Und jetzt Ruhe. Warte mal ab, gleich
fragt sie wieder wo wir sind. Aber dann keinen Mucks. Klaro?“
„Ach hör an,
die machen wieder die Tür zu. Ha, ha, ha! Zu spät!“ Zwei Pfoten legen sich über
zwei Mäulchen und verkneifen sich das Lachen. Die beiden zwinkern sich
verschmitzt zu. Und warten. Warten können Katzen ausgezeichnet. „Sach‘ mal,
wann machen die denn endlich mal das Licht aus. Diese dämliche Leserei jeden
Abend.“ Aneinander gekuschelt warten sie dösend vor sich hin. Dann: „Ey Kumpel,
mitgekriegt? Licht ist aus, noch 10 Minuten und es geht los.“ „Und jetzt
sachte, nicht dass sie aufwacht. Schön vorsichtig.“
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Kurze Abendtoilette - dann gute Nacht |
Gemächlich robben
die Samtpfoten unter dem Bett hervor, drücken einmal den Rücken kräftig durch, dehnen
sich ausgiebig, setzen sich auf, kringeln den Schwanz um sich selbst und spähen
mit phosphorisierenden Augen in die Nacht. Noch mal horchen auf die
regelmäßigen Atemzüge. Dann schreiten sie zur Tat. Geübt nehmen sie Maß und springen
in einem eleganten Satz ohne einen Mucks auf die Matratze. „Du Kniekehle, ich
Bauch, okay?“ Dreimal drehen sie sich um sich selbst, peilen ein letztes Mal
die Lage. Der eine kugelt sich in meine angewinkelten Beine, der andere streckt
sich genüsslich mit dem Rücken zu mir vor meinem Bauch aus und leckt sich noch
die Pfoten. „Wat sachste? Geil, wa?“ „Yep, und schnurr ja nicht wieder so
laut.“ Am nächsten Morgen klingelt der Wecker. „Hey Kumpel, ab geht’s. Der Kerl
steht als erstes auf und öffnet gleich die Schlafzimmertür, dann machen wir uns
vom Acker. Aber leise, Mann.“
Am nächsten
Morgen klingelt der Wecker, mein Wecker. Ich taste mit den Händen erst nach dem
Knopf zum Abstellen, dann nach Bauch und Kniekehle. Mhm? Nichts da. Hab‘ ich
wohl geträumt. Geht ja auch gar nicht, Tür war ja zu.
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"Also wir haben hier die ganze Nacht wunderbar geschlafen!" |
Als mich nach der
üblichen Morgentoilette der Wunsch nach Koffein die Treppe Richtung Küche
heruntertreibt, schauen mich zwei verpennte Kater aus dem Körbchen an, zwinkern
sich den Schlaf aus den Augen, strecken sich lange, dehnen, was es zu dehnen
gibt, lecken sich mal eben gegenseitig durchs Gesicht und sitzen dann treudoof mit
einem Gesichtsausdruck vor mir, der besagt: „Wir waren so brav die ganze Nacht.
Jetzt möchten wir Frühstück.“
Und ich wette,
ich wette mit Euch beim heiligen Franz von Assisi , dass wenn ich nach dem Füllen
der Näpfe den beiden Leisetretern den Rücken kehre, sie sich gegenseitig mit
den Pfoten abklatschen!
©Fotos und Text: Andrea Steffen