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Original Unfallskizze an die Versicherung :-) |
Es
fährt ein Zug nach nirgendwo
(Teil 4 – Finale)
Letzter Tag.
Heute geht alles glatt. Finale. Oho! Wenn ich gewusst hätte, wie oho dieser Tag
werden sollte!
Alles fing gut
an: Mit dem Shuttlebus zum Flughafen, vom Flughafen mit der Bahn zum
Hauptbahnhof, Koffer in die Gepäckaufbewahrung. Alles bekannt, Gefahr gebannt.
Die Sonne
strahlt nur so vom Himmel. Was für ein toller Tag, der geradezu zu einem Bummel
durch die Gassen von Haarlem einlädt.
Wir marschieren
bis zur Westergasfabrik, einem wunderbaren alten Industriegebiet, das sich zum
Naherholungsgebiet gemausert hat: schöne Bistros, ein Openairkino, ein Theater,
Fotostrecken auf Großleinwänden, Rosenteiche in ehemaligen Auffangbecken,
Spielplätze – ergo ein herrlich entspanntes und grünes Fleckchen mitten in
Amsterdam. Zurück durch die mittlerweile belebten Straßen von Haarlem war ich
überrascht und höchst angetan von den coolen Läden und Restaurants und wäre
gerne noch ein bisschen geblieben, wenn eben der Zug nicht gewesen wäre, denn
es zu erhaschen galt.
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Westergasfabriek |
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Shop in Haarlem |
Gepäck
ausgelöst, noch ein großen Kaffee auf die Hand und dann home, sweet home, wir
kommen. Umsteigen in Utrecht, alles gut, aber mittlerweile ziemlich heiß. Ich
kippe den Rest der Wasserflasche.
Und dann: „Musst
Du noch mal?“ Ich: „Nö, ich geh im Zug.“ DAS war ein Fehler! Wenn ich gewusst
hätte, was dieser Satz für Folgen haben würde, dann hätte ich jedes noch so
schäbige Bahnhofsklo aufgesucht. Meinen gefassten Plan konnte ich im Intercity nämlich
nicht umsetzen. Alle, aber auch wirkliche alle Toiletten im ungefähr 15 Waggons
langen Zug waren gesperrt, da verstopft. Na gut, noch eine gute Stunde Fahrt
bis Roermond, das müsste gehen.
Der Schaffer
kam und knipste bzw. scannte und teilte uns mit, hinter Eindhoven hätte es ein
Zugunglück gegeben und die Fahrt würde nun zwei Stunden dauern. Zwei Stunden
sind doppelt so viel wie eine. Ich brauchte eine Lösung, eine Toilettenlösung.
Tja, er könnte mir eine Toilette aufschließen, aber das würde ich nicht wollen.
In s’Hertogenbosch würde der Zug eine Weile Halt machen, ich könne zur Toilette
gehen und dann wieder einsteigen. Er würde erst losfahren, wenn ich wieder drin
bin.
„Das willst Du
nicht echt machen, oder?“ „Doch, ich muss, ich habe keine Wahl.“ Also in s’Hertogenbosch
raus, der Schaffner wart nicht mehr gesehen, den Bahnsteig lang gewetzt, Treppen
hochgestocht und da … ein WC! Juchhu!
DEFEKT! Oh no!
Wat nu? Ich rannte in eine 3er-Gruppe Uniformierter und schrie „Where is the loo?“
Auf Bahnsteig 1. Unten!
Treppe runter!
Kein Klo! Verdammt, kein Klo zu sehen. War das hier wie bei Harry Potter. Ich muss
nur gegen den Betonpfeiler rennen und dann öffnet sich das Klo 3/4? Herrschaftszeiten!
Mir rennt die Zeit weg. Treppe wieder rauf. Und dann … verdammt! Welcher Zug,
welcher Bahnsteig? Oh Mann, hätte ich mir das doch gemerkt. Ich renne mit
Schmackes wieder in die 3er Truppe rein. Und siehe da … mein Zug ist eben der,
der gerade den Bahnhof verlässt. Meine Gesichtszüge entgleisen.
FUCK!
In dem Moment
piepst das Handy. „Biste drin?“ „Nö“ „???“
Der nächste Zug
Richtung Roermond geht in genau 7 Minuten ab Bahnsteig 3. Ich habe aber kein
Ticket. Das weilt beim Gatten. Kein Thema, ich solle einfach erzählen, was mir
widerfahren wäre. Und im Übrigen würde der Zug nur bis Eindhoven fahren. Kein
Zug fährt weiter als bis Eindhoven. Da gab es nämlich ein Unglück. Äh … erstmal
egal.
Gut, dass frau
das Handy an der Frau hat: „In 7 Minuten geht ein Zug bis Eindhoven, den nehme
ich. Und Deiner fährt auch nicht weiter als bis Eindhoven. Da musste raus. Ich
melde mich, wenn ich im Zug sitze.“
Aufs Klo muss
ich immer noch. Und zwar dringend! Ich habe noch genau 5 Minuten. Also runter
zum Bahngleis 1. Irgendwo muss doch dieses verdammte Klo sein. Ich sehe aber
keins und es ist auch kein Mensch da, den ich fragen könnte! Menno! Es
pressiert!
Da, ein Bauzaun!
Ein Bauzaun? Na gut. Meine Rettung!
Hinter dem
Bauzaun sitzt ein Mann und raucht!
Ich werde
wahnsinnig! Ich werde hier und jetzt auf Bahngleis 1 im Bahnhof von s’Hertogenbosch
wahnsinnig!
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Ruckzuck in Einhoven - dachte ich |
Ich gucke mich wahnsinnig
um. Kein Mensch auf dem Bahnsteig. Kameras? Keine zu sehen. ICH MUSS! Und zwar
jetzt! Und dann ist mir vollkommen egal, ob ich demnächst auf youtube als
Wildpinklerin auftauche. Ich veredele „Spoor 1“ des Bahnhofs s’Hertogenbosch auf
eine mir ureigenste Weise und flitze dann die Treppe wieder rauf.
Der Zug nach
Eindhoven steht schon am Steig. Auf der Anzeige erscheint „Niet instappen“. Wie
jetzt? Ich frage einen Schaffner. Doch, doch. Einsteigen.
Hinsetzen,
aufatmen. „Ich sitze im Zug nach Utrecht!“ „Was??? Nicht Eindhoven?“ „Doch,
wollte Dich nur testen ;-))))))))“ „Boah-ey! Wann kommst Du?“ „16.56 Uhr, Platform
1, müsste schnell gehen, ist ein IC.“ Danke Tante Google. Ich lehne mich
zurück. Der Familienzusammenführung scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Bis
zu dem Moment, wo ein Schaffner an die Scheibe klopft. „Aussteigen!“
Wieso das denn
schon wieder? Ich erhebe mich. Der Schaffner klopft wieder an die Scheibe. Ich
soll sitzenbleiben. Oh Mann! Tausend andere Menschen stürmen den Zug. Mir ist
schweineheiß und meine Kehle sautrocken. Endlich setzt sich der Zug in Bewegung
… und hält an jedem zweiten Kaff! Ich schwitze und leide und schicke WhatsApp
mit dem aktuellen Stand der Dinge.
Plötzlich eine
WhatsApp vom Kind, das mittlerweile beauftragt wurde, uns in Eindhoven abzuholen.
„Mama, können wir mal eben telefonieren?“ Sicher doch. „Äh…. also Freitag, da
wollte ich abends noch mal weg und der Touran war nicht getankt und da habe ich
Dein Auto genommen.“ „Ja, und?“ „ Also da ist mir einer hinten drauf gefahren.“
Wer mich kennt, weiß, dass abgesehen von Zwei- und Vierbeinern mein rotes
Fliwatüt direkt hinter meiner Kamera kommt! Mir rinnt der Schweiß in Strömen,
mein Hals fühlt sich an wie die Wüste Gobi, ich bin fix und alle, ich habe
einfach keine Energie mich über was auch immer aufzuregen. Dem Kind ist nichts
passiert und das ist die Hauptsache. Ich sinke ermattet in die Polster und
starre auf die Schuhe meines Gegenübers.
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Boing! |
Mittlerweile
trudelt der Zug in Eindhoven ein. Endstation. Mann und zwei Trolleys und ein
Rucksack erwarten mich an der Rolltreppe. Das Kind ist auf dem Weg – mit dem
Touran.
Jetzt gilt es
noch gut eine Stunde am Bahnhof zu warten. Ich habe Durst wie eine Bergziege
und zische mal eben einen Liter Wasser weg. Was das zur Folge hat, muss ich
nicht erwähnen. Nur … der Bahnhof Eindhoven wird gerade umgebaut. Bis ich eine
unschöne Toilettenanlage mit einer Toilettenfrau finde, die um ihren
Arbeitsplatz nicht zu beneiden ist, wäre ich fast wieder hinterm oder vorm
Bauzaun … Lassen wir das.
Die Wartezeit
überbrücken wir mit zwei Kaffee und zwei Wasser. Das Kind trudelt ein und wir machen uns auf
den Weg nach Roermond. Schließlich wartet dort – hoffentlich – noch meine
Spiegelreflex zur Abholung auf mich. Zuvor hatte ich mich erkundigt, ob da
überhaupt noch jemand ist.
Da ist jemand.
Zumindest am Kiosk. Ob es wohl auch einen Schaffer oder sowas gäbe. Ja,
irgendwo auf dem Gelände. Inzwischen ist der Kaffee durch. Ich muss mal. Und
finde … eine Toilette auf der „DEFEKT“ steht. Ich schreie nicht. Nein, ich nicht!!! Ich gehe statt
dessen zurück zum Kiosk. Ein zweites stilles Örtchen gibt es nicht, dafür ist
der Bahnhof Roermond zu klein. Ich müsse die Straße rüber zu den Cafés.
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Schön bunt, aber DEFEKT!!! |
Mittlerweile
ist mir schwummerig vor lauter Kneifen. Ich watschel mit zusammengepressten
Schenkeln ins nächste Café. Klar dürfe ich….das Behinderten-WC ist hinten links.
Danke auch!
Erleichtert
trete ich auf die Straße und mache mich auf den Weg zurück zum Bahnhof. Das
Kind hat mittlerweile eine Schaffnerin aufgetan, die aber erst einen
Oberschaffner suchen muss, der die Fundstücke in seiner Hoheit hat. Wir suchen
den Mann. Ich bekomme Durst. Es sind immer noch gefühlte 30 Grad.
Endlich finden
wir den Schaffner, der wiederum findet meine Kamera. Ich seufze, das Kind auch.
Im Auto liegt noch eine Flasche Gerolsteiner. Gut! Eine Stunde später sind wir zuhause. Wo musste ich wohl als erstes hin?
Genau!
PS: Amsterdam war übrigens superschön!
Text & Fotos:
Andrea Steffen
Labels: Reisen