Und genau das
sind sie: anders. Ich stehe in der Ausstellung vor so manchem Bild und frage
mich, wieso das Kunst ist. Spargelfelder in dieser Form habe ich sicherlich auch
schon abgelichtet, aber nie käme ich auf die Idee, sie zu veröffentlichen. Und
genau darin liegt die Kunst: Der Blick auf das Gewöhnliche, das doch besonders
ist.
Der gleichen
Meinung ist eine Dame aus Amsterdam, mit der ich ins Gespräch komme. Fleißig
lichtet sie jedes Bild ab. „Fotografieren ohne Blitz erlaubt“ – auch das ist
genial an der Ausstellung und ein Grund noch mal mit der Kamera im Gepäck
hinzugehen.
Gewöhnlich sind
auch die Fotos eines vereinsamten Städtchens in Montana. Bizarr ist das, die Perspektive wirkt. Man fühlt sich ganz verlassen beim Anblick.
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Sonntagmorgen in einem amerikanischen Städtchen |
Das Foto, das
im Wald in der Nähe Fukushimas kurz nach der Reaktorkatastrophe entstanden ist,
könnte auch aus dem Sauerland sein. Dass es das nicht ist, beweisen daneben
hängende Fotos, auf denen Sinuskurven zu sehen sind, sichtbare Zeichen auf
Zelluloid gebannter radioaktiver Strahlung, denn Wenders fotografiert
kompromisslos analog, ohne Bildbearbeitung und Stativ.
Einige der
großformatigen Landschaftsbilder werden von poetischen Zitaten begleitet.
Schuss- und Gegenschussfotos sind nebeneinander ausgestellt. Bezug und
Perspektivwechsel werden für den Betrachter somit greifbar. Und immer wieder die
Einsamkeit, die den Bildern entströmt.
Kurz nach den
Anschlägen vom September 2011 hat Wenders die Möglichkeit diesen infernalischen
Ort abzulichten. Er fängt mit der Kamera einen Moment ein, in denen durch einen
plötzlichen Sonnenstrahl das in den tiefen, schattigen Kratern liegende Ausmaß
der Zerstörung in sanftes Licht getaucht und gewissermaßen an die Oberfläche
der Realität gehoben wird. Wasserfontänen, um den Staub nicht in die Stadt zu wehen,
zaubern Reflexe in die Luft. Erschöpfte Helfer stehen wie festgefroren und
Kraft suchend mit den Gesichtern zur Sonne gewandt. Die Zeit steht still.
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Ground Zero - wie aus der Zeit gefallen |
Diese Bilder
sind unglaublich. Unglaublich gut und unglaublich berührend.
Und selbst wenn
ich keine Jahreskarte für das Museum Kunstpalast hätte und auch wenn ich nicht
unbedingt mit der eigenen Kamera noch mal hinwollte, weil ich nur das Handy
dabei hatte, ich würde diese Ausstellung ein zweites Mal besuchen.
Infos:
4 REAL & TRUE 2. Wim Wenders.
Landschaften. Photographien.
bis 16. August 2015
Museum Kunstpalast
Kulturzentrum Ehrenhof
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
T +49 (0)211-566 42 100 (Mo–Fr 8-18 Uhr)
Öffnungszeiten: Di-So 11–18 Uhr,
Do 11-21 Uhr
Christi Himmelfahrt, 14.5.2015, 11–21 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 12 Euro, Kinder
und Jugendliche bis 17 Jahre – 1 Euro
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Und am Ende ein bisschen Blödsinn ;-) |
Text & Fotos:
Andrea Steffen