Den Rest des Wochenendes verbringt das Kind weiterhin
sitzenderweise, denn besagter Lappen, der mittlerweile eine Scheckkarte ist,
muss erst noch bei der Führerscheinstelle abgeholt werden. Das geschieht
montagnachmittags nach Bürozeit und Schule. Ich fahre hin. Das Kind fährt
zurück.
Die Valium habe ich vergessen und knabbere an
Rescue-Bonbons und Neurexan-Tabletten. Ich hätte Lindt wählen sollen, aber in der
blitzsauberen Kutsche darf seit neuesten weder gegessen noch getrunken werden.
Den Beifahrersitz schiebe ich in eine betont lässige Haltung. Eigentlich geht
es eher darum, dass ich alle Ampeln gut im Blick haben will.
Der Start gelingt weniger. Der Audi bockt und ruckelt und
wir kriegen beide einen Lachkrampf, während ein anderer Audifahrer hupend an
uns vorbeifährt. Erst mal Landstraße. Jede Ampel ist beim Anfahren mit dieser
alten ausgelutschten Kupplung eine Herausforderung und ich formuliere im
Geiste Danksagungen an den Erfinder der Kopfstütze. Das Kind zitiert ständig „Mit
dem Diesel von der Fahrschule war alles anders.“ Ja klar, der hatte auch nicht
nur eine akustische Einparkhilfe, sogar eine rückwärtige Kamera und sonst jedweden
Schnicknack, den eine 16-Jahre alte Karosse nicht aufweisen kann, sondern eine sahneweiche Samtkupplung!
„Wenn Du noch
einmal das Wort Diesel sagst, dann schalte ich WDR 4 ein.“ Das Wort "Diesel" fällt noch genau zweimal.
Aber abgesehen vom zackigen Anfahren … alles im Flow
;-)).
Auf dem Parkplatz vor dem Real nimmt uns ein Spasti die
Vorfahrt. Ich rege mich tierisch auf – Mutterinstinkte. Kann ich nichts gegen
machen. Das Kind bleibt cool, ruckelt und würgt ab. Wir lachen, dass uns die
Tränen kommen.
Als der Wagen zuhause in der Einfahrt steht, bleibe ich noch
ein wenig sitzen.
„Mama,
was machst Du da?“
„Ich
spüre den Zack!“
Text
und Foto: ©Andrea Steffen